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Wie frage ich Firmen nach einer Kooperation?

Ich bin seit diesem Jahr selbst in der Situation, Anfragen zu Kooperationen von anderen Bloggern und Instabloggern zu beantworten. Nachdem ich über zahllosen Mails bereits den ein oder anderen Anfall der Verzweiflung bekommen habe, möchte ich hier einen kleinen Leitfaden für Kooperationsanfragen geben, um beiden Seiten die Kommunikation zu erleichtern – denn immerhin wollen ja beide Seiten etwas voneinander.

@odernichtoderdoch.de

Das Leben als Instablogger ist schön. Hat man ein Händchen für schöne Produktfotos und Deko, kann man sich auf Instagram schnell einen schönen Account erarbeiten, der als Grundlage für Kooperationen mit Firmen dient. Eine Kooperation hat nicht unbedingt was mit Unglaubwürdigkeit oder gekauftem Content zu tun – denn die meisten Kooperationen sind ein einfacher Deal: Produkt gegen Foto mit Link. Das Leben kann so schön sein. Ein Foto mit einer schönen Kette schmerzt genauso wenig wie mit einer schicken Uhr, die man sich auch selbst gekauft hätte, wenn man das nötige Kleingeld besäße. Kooperationen sind kleine Belohnungen für viel Fleiß, Zeit und Liebe in einen gepflegten Account und bereichern diesen sogar – denn man lernt als Leser schöne neue Produkte kennen, die man vielleicht sonst nicht gefunden hätte. An diese Produkte als Instablogger erst einmal heranzukommen, ist mit einem guten Instagram Profil gar nicht so schwer – wenn man ein paar Dinge beachtet.

Tipps für eine Kooperation: Anfrage per Mail als Instablogger

1. Persönliche und korrekte Ansprache.

Ein „Hallo Joanna“ kann ich verzeihen, aber falsche Namen oder sogar gar keine Ansprache sind einfach unhöflich. Immerhin geht es hier um einen beruflichen und respektvollen Schriftverkehr – wozu richtet man sich extra eine „business“ Mail Adresse für Kooperationen ein, wenn man dann doch schreibt wie mit dem kleinen Bruder bei Whats App? Eine persönliche Ansprache ist gutes Benehmen und gehört zu jeder Anfrage dazu. Sollte man keinen direkten Ansprechpartner haben, schreibt man „Sehr geehrte Damen und Herren“ oder zumindest „Guten Morgen/Abend“ oder etwas anderes höfliches.

2. Wer bist du?

Kooperationsanfragen ohne Namen oder weitere Informationen zur Person und/oder Tätigkeit sind einfach unprofessionell. Auch wenn natürlich oberflächliche Dinge wie Reichweite und Followerzahlen eine große Rolle spielen, sollten die Angaben zur Person immer zuerst kommen. Man möchte seine Produkte als Firma ja an jemanden geben, den man für passend hält – und am besten sogar sympathisch findet. Eine Kooperation sollte freundschaftlich sein, weil sich beide Seiten dann einfach freuen und sich Mühe geben. Das Alter spielt bei manchen Produkten eine Rolle, genauso wie der Wohnort – nämlich aus Versand Gründen.

3. Produktbezogene Einleitung – freundlich, aber kurz gehalten

Man merkt es sofort, wenn jemand einen allgemeinen und kopierten Text schickt, der auf jede Firma passt – ob Wurst oder Schreibwaren. Ich werde wütend, wenn ich einen ENGLISCHEN copypaste Text ohne Namen oder sonstige Infos bekomme mit dem Schlusssatz: PS: I’m from germany.“ Also WENN etwas ganz offensichtlich ist, dann doch dass „odernichtoderdoch“ eine deutsche Firma ist. Natürlich verstehe ich auch englisch – aber hier geht’s ums Prinzip. Ein kleiner Satz mit Bezug auf die entsprechenden Produkte zeigt dem Ansprechpartner, dass man sich zumindest die Mühe gemacht hat, die Mail anzupassen. „Ich bin über Instagram auf eure Seite xy aufmerksam geworden und finde eure Produkte xyz einfach wundervoll“. Man möchte als Firma ja auch respektiert werden – warum sollte ich jemandem meine liebevoll designten Produkte schicken, wenn derjenige sich nicht einmal die Mühe gemacht hat, seine Mail anzupassen?

4. Die wichtigen Infos, Zahlen und Links.

Jetzt geht’s um Fakten. Ist der Sympathieteil abgehakt, entscheiden die Zahlen und Informationen, ob die Kooperation zustande kommt. Hierzu gehören Name und Thema des Blogs/Profils, sowie sämtliche Links (!) zu den wichtigsten Seiten und Social Media Kanälen inklusive Aufruf- oder Followerzahl. Niemand möchte sich gern die Mühe machen, bei einem Instagram Namen „@sophiiiiiieliciiious“ erst mühsam die „i“s zu zählen, dann sein Handy rauszuholen und das ganze in der App einzugeben. Das kann man doch verstehen, oder? Zu einem Bloglink gehören tägliche oder monatliche Aufrufzahlen, zu einem YouTube Kanal die Abonnenten und durchschnittlichen Klicks pro Video.

5. Der Feinschliff 

Passen persönliche Informationen und Reichweite zum Produkt, geht es nur noch um den Gesamteindruck der Internetauftritte. Hier sind Followerzahlen nicht alles. Gerade bei Instagram gibt es Seiten, die eine hohe Abonnentenzahl haben, aber eigentlich so gut wie tot sind, weil alle Follower nur geliked haben, weil es im Shoutout for Shoutout Deal Pflicht war. Der Inhalt hat in dem Moment nicht gezählt – und so sieht er auch aus. Was nützt einer Firma also ein Instagramprofil mit 8000 Followern, wenn stolze drei Bilder zu sehen sind und die auch noch schlecht sind? Ich habe schon wütende Rückmails bekommen, wenn ich solche Profile für eine Kooperation abgelehnt habe.

6. Adresse

Sollte die Firma nach dem Prüfen der Profile Interesse an einer Kooperation haben, ist eine bereits angegebene Adresse natürlich ein Glücksgefühl – denn dadurch spart man sich mindestens eine Mail und Wartezeit. Zu einer Adresse gehört auch ein vollständiger Name – Wenn man über einen Fantasienamen für „Maryssecret“ etc kommuniziert, kann man den nämlich schlecht aus der Mail Adresse entnehmen.

7. Grußformel

Erklärt sich von selbst – es ist einfach höflich, eine Mail mit einem netten Satz und seinem Namen zu beenden.

8. Emailadresse  und Massenmail

Tja. Da kann man so einiges falsch machen. Neulich habe ich eine Mail bekommen, die nicht nur an mich ging – sondern noch an mindestens 30 andere Firmen quer durch die Bank. Von Schmuck bis Apfelsaft war alles dabei. Fast schon wahllos. Das ist schon ein ziemlich unprofessioneller Fehler, wenn man nicht weiß, wie man das Feld „Blindkopie“ benutzt. Darüber hinaus war die Mail an „Liebe Teams“ gerichtet, ohne Namen, ohne Links und ohne sonstige Angaben. Nachdem ich freundlich aber mit einem Wink geantwortet hatte, dass sich Friseurbedarf24 und Omas Apfelstrudel bestimmt auch über ein paar weitere Infos gefreut hätten, kam nur folgende Antwort: „Sorry ich hatte nicht so viel Zeit.“ Gut. Die hab ich dann auch nicht. Und schwupps war die Mail verschoben und abgehakt.

9. Betteln

Hat man als Blogger eine Absage auf seine Anfrage bekommen, so hat das seine Gründe und das darf man nicht persönlich nehmen. Vielleicht passten die Bilder nicht zum Stil oder die Zielgruppe war zu jung, zu alt, zu klein. Das muss nicht abwertend sein, es gibt viele Gründe! Eine Absage muss man so hinnehmen und braucht auch nicht beantwortet werden. Das schlimmste, was man machen kann: Betteln. „Warum denn nicht? Och bitte, ich mach auch das und das und bei dem und dem hat es auch ganz toll funktioniert!“ Auf einmal ist die zuvor freundliche Kommunikation unangenehm und wenn zuvor die Möglichkeit bestand, eventuell zu einem späteren Zeitpunkt (mehr Follower, mehr Bilder, mehr Erfahrung) noch einmal zu fragen, hat man es sich jetzt ganz wahrscheinlich versaut. Eine Absage ist blöd, betteln noch viel blöder.

10. Ausnutzen

Eine einfache und kleine Kooperation auf Instagram ist üblicherweise ohne jegliche Vergütung – anders als bei redaktionellen Inhalten wie Blogposts mit Text, mehreren Bildern und direkten Produktlinks. Das ist sehr viel wert und sollte ganz anders betrachtet werden – darum geht es hier heute aber nicht und daher möchte ich da nicht ins Detail gehen. Es gibt große Diskussionen unter Bloggern, dass man sich nicht zu günstig anbieten darf oder gar umsonst – mit Klamotten lässt sich schließlich keine Miete bezahlen. Schon klar, so sehe ich das auch – aber bei Instagram gibt es andere Spielregeln. Hierbei gilt aber auch, dass der Austausch fair sein sollte – eine Anfrage von einer großen Agentur, die euch zum Teil einer Werbekampagne machen wollen und möchten, dass ihr fremdes Bild- oder Videomaterial posten sollt. Auch finde ich es nicht ok, bestimmte Links und Rabattcoupons in seinem Biografie Text einfügen zu müssen als Kooperationsbedingung. Neulich schrieb mir eine Firma, bei der es um Klebetattoos (also richtig billiger Kleinkram) ging, ich solle das Profil verlinken, die Webseite angeben, den Hashtag benutzen, den Rabattcode angeben UND sein privates Profil auch noch liken. Ach ja – und das ganze noch aufm Blog. So etwas unverschämtes und peinliches habe ich noch nie erhalten. Noch NIE. Als Bedingung sein privates Profil liken, das nichts mit dem Shop zu tun hat? Das ist wirklich peinlich und unprofessionell – aber man kanns ja mal versuchen. Wägt also ab, ob der Deal für euch noch fair ist – wenn es um zB. eine Uhr geht, kann man schon mal nen Rabattcode etc mit angeben, denn eine Uhr hat ja auch einen gewissen Wert. Bei Klebetattoos mit einem Einkaufswert von 5 Cent muss ich mich nicht prostituieren – da kauf ich sie lieber regulär im Shop und mache dann schöne Bilder damit.

11. Ehrlichkeit

Seid ehrlich und fangt nicht an zu schreiben, dass ihr das Teil selbst gekauft habt. Freut euch über die Möglichkeit, Dinge geschenkt zu bekommen und seht es nicht als selbstverständlich. Solange ihr euren Lesern immer offen erzählt, was grad so bei euch los ist, dürfte niemand etwas dagegen haben, dass ihr hier und da mal geschenkte Produkte zeigt – solange es nicht zu viel wird und persönlich bleibt.

@joanaslichtpoesie

Ich halte Kooperationen für eine wirklich tolle Idee für beide Seiten, weil man sich einfach beim Aufbau seiner Erreichbarkeit im Internet unterstützt. Hierbei sollten sich beide Seiten aber respektieren und freundlich behandeln, denn niemand fühlt sich gern ausgenutzt. Kooperationen sollen Spaß machen – von Anfang an 🙂

View Comments (74)

  • Ich sehe das genau so wie du Joana! danke auch für die guten Tipps, aber ab wann denkst du denn lohnt es sich mit Firmen zu Kooperieren also ab welcher Followerzahl?
    Liebst Lucia

  • Ein sehr schöner und ehrlicher Blogpost mit dem du sicher vielen weiterhelfen wirst, denn es ist nicht so einfach, wie es eben scheint und du hast sehr viele hilfreiche Tipps gegeben.
    Habt ein schönes Wochenende und genießt die Sonne.

    Liebste Grüße aus Berlin
    Luise von http://www.just-myself.com

  • Ich mag den Beitrag sehr gerne, es ist sehr viel dran an dem, was du hier schreibst!
    Das hat mich übrigens auch auf die Idee gebracht, dein Instagram mal genauer unter die Lupe zu nehmen. Wieso ich das nicht schon früher gemacht habe, ist mir ein Rätsel...

  • Das ist ein super Post!
    Meine Schwester und ich haben auch erst seid kurzem einen Blog.
    Mit dem Thema hatten wir uns natürlich noch gar nicht befasst weil wir erst mal alles nur aus Spaß machen wollte.
    Da wir ja auch noch ganz frisch dabei sind, sind wir ja auch noch gar nicht in die Gelegenheit gekommen uns darüber überhaupt Gedanken zu machen.
    Ziemlich cool das du das Thema so anspricht!

    Sonst finde ich deinen Blog auch echt cool!

  • das ist sehr gut geschrieben :)
    ich habe zwar keine direkten erfahrungen damit, aber wenn ich auf instagram in den kommentaren von 12jährige mädchen, die gerade mal 2 oder 3 bilder hochgeladen haben und vielleicht 30 follower haben, lese: "haben sie lust auf koparation", dann rollt's mir schon die fußnägel hoch!

  • Hey :) Total toller Text von dir, ich bin komplett deiner Meinung und werde mich irgendwann in der Zukunft, wenn ich irgendwann genügend Follower habe, daran orientieren. Ab wievielen Followern kann man deiner Meinung nach anfangen, Kooperationsanfragen zu verschicken? Lg Anna

  • Was? Wie? Die ganzen nichtssagenden "Kooperation????"-Kommentare bei Instagram sind gar nicht so sinnvoll, wie ich immer dachte? :O

    Da musste ich ja letztens sehr lachen, als unter einem eurer Schreibtischunterlagen-Bilder zig solcher platten Kommentare standen. Vielleicht sollte man denen nur noch mit einem Link zu diesem Beitrag antworten.

  • finde es immer so witzig, wie sie unter deinem account immer schreiben "sind sie an einer Kooperation interessiert?" :-D

  • Der Text ist wirklich gut geschrieben :)Ich hab zwar erst ein paar mal gefragt ,ob eine Kooperation stattfinden könnte ,aber die Aspekte die hier genannt wurden zeigten mir nochmal das mein Problem eher die Followerzahl ist als das meine Mail nicht in der richtigen schreibform geschrieben ist.Ich liebe es zu bloggen und meine Bilder zu posten,weshalb ich auch auf mögliche Kooperationen in ferner Zukunft warten kann.Denn ich tu das alles nicht nur um Kooperationen zu machen sondern weil ich es mag.

    Liebe Grüße Candy :)

    Ps:Ich find ihre Produkte mega süß*-* und super schön :)

  • Ach und ich hab sogar mal eine Zusage bekommen ,allerdings hatte sich die Firma dann nicht mehr gemeldet, was ich persönlich schade fand :/

  • Eine Frage hätte ich noch, wie ist das denn wenn man jetzt z.B. von einem Kooperationspartner ein Produkt zugeschickt bekommt und darüber auf seinem Blog/Account berichten soll, aber man das Produkt dann sehr schlecht findet? würdest du persönlich dann auch, obwohl es Kooperation ist, deinen Lesern von dem Produkt abraten?

  • Hey!
    Der Artikel kommt mir gerade sehr gelegen, denn ich habe mir vor Kurzem gedacht, dass ich auch gerne in dieses "Kooperationsding" einsteigen möchte, und da sind so ein paar Tipps natürlich sehr hilfreich!
    Lg Hermine

  • Danke für diesen nützlichen Artikel Joana! :) Ich hab zwar schon etwas länger Erfahrung mit Kooperationen - wenn auch im kleineren Rahmen, trotzdem ist es immer wieder nett, über das Thema aus einer anderen Perspektive zu lesen. Gerade deine Einstellung zu Kooperationen, die am Anfang deutlich wurde, finde ich sehr angenehm und stimme dir 100%ig zu :)

    Alles Liebe,
    Fee von Floral Fascination

  • Super Beitrag!
    Auch schön finde ich, dass du betonst, dass eine Kooperation oft Lohn für viel Arbeit und Fleiß ist. Das wird in der Bloggerwelt manchmal gerne vergessen =(
    Höflichkeit und ein netter Umgangston sollten eigentlich selbstverständlich sein, wenn ich was von jemandem will ;) Schade, dass das noch nicht jeder kapiert hat...

    Viele Grüße,
    Fiona

  • Ich teile deine Meinung im Thema Kooperation. Ich selber habe noch nie an einer teilgenommen sozusagen, aber es ist doch ein super Deal, dieser Austausch an Leistung/Produkt. Eine Win-win-Situation.
    Kritisch wird es wie ich finde allerdings dann, wenn jemand so viele Produkte im Namen von irgendwelchen Firmen anpreist, dass man sich als Leser/Zuschauer nicht mehr sicher sein kann, ob das jetzt nur des Gewinns wegen passiert, oder weil der Blogger das Produkt persönlich ansprechend oder gut findet.
    xxx

  • Toller Text! Flow hat letztens erstmal gefragt was das "Kooperation?" bedeutet, was da alle bei dir drunter schreiben und ob die dich fotografieren wollen. Hab ihm dann erstmal erklärt, dass das bedeutet, dass sie einfach deine Produkte geschenkt bekommen wollen und das eben auf sehr dreiste Weise mitteilen :D

  • Wieder mal ein herrlich ehrlicher Text von die liebe Joanna, leider glaube ich aber das du trotzdem noch genau so viele .. sagen wir mal unkorrekte Mails bekommen wirst wie vorher. Die Zahl der unverbesserlichen ist zu groß.
    Lg Nicole

  • Ich würde auch mal liebend gern Kooperationen machen was Kunstmaterialen angeht aber das wird noch Ewigkeiten dauern denn ich hab kaum Follower auf Instagram. Ich werde mir den Artikel aber auf jeden Fall für die Zukunft speichern damit ich ihn schnell wieder finde. :)

  • Hey du :) Sehr sehr guter Post und vorallem hilfreich.
    Den hätte ich noch vor 1 Jahr gebraucht :D
    Aber wenn man logisch nachdenkt, ist es doch klar, dass man mit Höflichkeit und Freundlichkeit mehr erreicht, als durchs betteln :)
    Schönen Sonntag noch :)

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