Arbeitsalltag // Die Kunst, NEIN zu sagen.

Man lernt sein Leben lang. In seiner Kindheit, von seinen Freunden, in der Schule, von seinen Eltern, in der Uni. Aber am meisten lernt man von sich selbst – aus Erfahrungen und aus Fehlern. Es ist nicht schlimm, Fehler zu  machen. Es ist nur schlimm, nicht daraus zu lernen und danach alles genau so zu machen wie vorher.

Das Allerwichtigste: An sich selbst glauben. Das ist leichter gesagt, als getan und bei den meisten auch ein langer Lernprozess. Es ist allerdings kein unmöglicher Weg, wenn man ein paar Regeln beachtet – z.B. NEIN sagen lernen.

Warum ist es wichtig, auch mal NEIN zu sagen?

Wer immer anderen alles recht machen möchte, sagt immer Ja. Dass das aber bedeutet, immer das Richtige zu tun und von allen mehr respektiert zu werden, ist ein Irrglaube. Ein JA ist wie ein Versprechen, etwas bestimmtes zu machen, zu sagen, einzuhalten oder auch zu unterlassen. Nur, weil es in dem Moment des JA sagens leichter ist, muss es aber nicht bedeuten, dass es der richtige Weg war – denn oft kann man die Versprechen nicht einlösen oder die Arbeit nicht so erledigen, wie sich die andere Person das erhofft hatte. Man erntet statt Dank also Enttäuschung der Anderen, weil man den Anforderungen nicht nachkam und obendrein die eigenen Aufgaben nur schlampig oder nicht vollständig erledigen konnte. Wer immer JA sagt, um anderen zu gefallen, erreicht meist also das Gegenteil und bringt sich selbst schnell in den Ruf „unzuverlässig“ oder „nicht vertrauenswürdig“ zu sein. Klassischer Fall von „stets bemüht“. Das alles, nur um zu gefallen. 

Der richtige Weg wäre also, auch mal NEIN zu sagen. 

nein_sagen_web3

Wie gehe ich mit der Situation um?

Natürlich ist es schwer, wenn man spontan mit einer solchen Situation konfrontiert wird. „Kannst du mal eben…“ oder „Schaffst du es noch vor Feierabend…“ sind die klassischen Fragen, die im Berufsalltag jeder kennt. Das kann vom Chef, von Kollegen oder von Freunden kommen. Wer immer Ja sagt, wird immer wieder gefragt. Warum denn auch nicht, hat ja schon mal geklappt und war so bequem. Man konnte selbst früher Feierabend machen und die Verantwortung hat man schön auf jemand anders abgewälzt. Wollt ihr dieser jemand sein? Wenn man einmal dieser jemand ist, kommt man aus der Rolle nicht so schnell wieder raus. Was antwortet man also auf diese Fragen?

Zuerst: Freundlich bleiben. Verständnisvoll sein. Ein freundliches „Nein, tut mir leid, das schaffe ich heute nicht mehr.“ Sollte der erste Schritt sein. Wer oft ein Ja von einem gewohnt ist, wird es garantiert auf die emotionale Art weiter versuchen, um einem ins Gewissen zu reden. Hier muss man natürlich unterscheiden, ob die Angelegenheit wirklich ernst ist oder es sich um reine Absicht handelt. Für einen lieben Freund in Not übernimmt man gerne mal etwas, genau wie für einen Kollegen, der einem auch schon oft einen Gefallen getan hat. Es spricht auch nichts dagegen, den Chef hier und da mit extra Fleiß zu beeindrucken, aber in vielen Fällen handelt es sich um Dinge, die genau so gut auch von anderen oder an einem anderen Tag erledigt werden können. Also: Konsequent bleiben. Nicht rechtfertigen – immer zur eigenen Aussage stehen.

Was ist, wenn ich überrumpelt werde oder mich unsicher fühle?

Keine Eile, es ist nicht schlimm zu sagen: „Lass mich einen Moment drüber nachdenken, ich schaue mal, was bei mir noch so ansteht!“ So hat man sich einen Moment Zeit verschafft und kann sich überlegen, was man sagt. Schafft man die Aufgabe locker ohne großen Aufwand? Muss ich mich erst irgendwo reinarbeiten, so dass es jemand anders locker in einer schnelleren Zeit schaffen könnte? Macht es Sinn, diese Aufgabe MIR zu geben? Muss ich dafür meine eigenen Aufgaben aufschieben, so dass sich für mich Konsequenzen ergeben könnten?

Nach all diesen Überlegungen kann man eine klare Antwort geben. Entweder „Ja, kein Problem, ich mach das schnell.“ oder aber „Nein, tut mir leid. Dafür müsste ich mich erstmal lange ins Thema einarbeiten, das wäre für mich ein zu großer Zeitverlust.“

Mache ich mich dann nicht unbeliebt?

Ein Nein wirkt selbstbewusst und bestimmt. Wer JA sagt, hat sich zu etwas verpflichtet und muss etwas abgeben oder leisten. Es verpflichtet einen aber niemand, JA zu sagen. Wer immer ja sagt und danach sein „Versprechen“ nicht einhalten kann oder dann mit seinen eigenen Aufgaben nicht nachkommt, gerät in einen Kreislauf aus Frust und Kritik. Wer bestimmt Nein sagt und vielleicht sogar einen Vorschlag parat hat, wird respektiert und vielleicht sogar bei ernsten Problemen um seine geschätzte Meinung gefragt – weil man weiß, dass man eine ehrliche Antwort bekommt.

In bestimmten Situationen NEIN sagen zu können, bringt einem Respekt vom Chef und den Kollegen und ermöglicht es einem, konzentriert an seinen eigenen Aufgaben zu arbeiten und so zu seinen, was man kann.

Höhere Konzentration ermöglicht bessere Ergebnisse, bessere Ergebnisse bringen Lob und Anerkennung. Das alles nur, weil man gelernt hat, NEIN zu sagen.

Mein Schlusswort:

Nichts ärgert einen mehr, als sich zu einer Entscheidung drängen zu lassen, die man später bereut. Sei es bei der Wahl eines neuen Mitarbeiters oder simplen Entscheidungen wie der Farbe seines neuen Bürostuhls. Lieber einmal stark bleiben, anstatt sich eventuell Jahre mit den Konsequenzen rumschlagen zu müssen. Manchmal ist ein Nein hart, kann Gefühle verletzen oder andere vor den Kopf stoßen. Das Leben ist aber kein Ponyhof, wer immer Ja und Amen sagt, wird in der realen Welt schnell zum Opfer. Mobbing gibt es nicht nur in der Schule und Mobbing hat nicht immer etwas mit Gewalt oder Beleidigungen zu tun. Steht zu eurer Meinung und respektiert genau so auch die Meinung der anderen. Lasst euch nicht ausnutzen und sorgt dafür, dass ihr zwar stets hilfsbereit, aber nicht aufopfernd seid.

Ich habe einen tollen Buchtipp für euch -Frank Berzbachs „Kreativität aushalten – Psychologie für Designer“ ist für alle super, die vor allem in der kreativen Branche arbeiten. Egal ob alleine Zuhause, in einer 3 Mann Agentur oder in einem Großraumbüro. Ein tolles Buch mit tollen Tipps und Inspirationen von Zeitmanagement bis zu Hilfe und Früherkennung bei Burnout.

 

nein_sagen_web

Ich hoffe, ich konnte euch mit meinem Beitrag ein bisschen zum Nachdenken anregen oder dem ein oder anderen auch ein bisschen helfen!

Eure Joana

 

16 Antworten zu “Arbeitsalltag // Die Kunst, NEIN zu sagen.”

  1. Nina sagt:

    Super Beitrag! Mir fällt es auch so schwer spontan Nein zu sagen, ich will ja nicht unhöflich wirken… Ich versuche es mal mit deinen Antwort-Vorlagen 🙂
    Liebe Grüße
    Nina

  2. Fashion Kitchen sagt:

    Sehr schöner Post und sehr wahr….

  3. Tina sagt:

    Bei mir war das damals in der Firma keine Option, nein zu sagen. Ich war angeblich immer mit zu wenig ausgestattet und als ich ein einziges Mal, kurz vor einem verlängertem Wochenende etwas einer Kollegin gegeben habe (weil ich ja für die und andere da auch dauernd was gemacht habe) wurde ich bei meiner Rückkehr als ‚Kollegenschwein‘ bezeichnet. Danach hab ich mich dann auch erst Recht nicht getraut, nein zu sagen oder selber etwas abzugeben (Ende vom Lied war, dass ich seit 2015 dort nicht mehr arbeite wegen des Klimas, das dort herrschte 😉 ).

    Aber es ist natürlich toll, und spricht für eure Firmen, wenn das bei euch so gut funktioniert. Das wünsch ich jedem! 🙂

    Liebe Grüße
    Tina

  4. Anna sagt:

    Ihr sprecht mir aus der Seele. Es ist noch nicht lange her da war auch ich einer dieser „Ja“-Sager. Natürlich kann ich dir das abnehmen… Klar mach ich doch gerne.. Ach Quatsch, gib her ich mach das schnell. Und irgendwan zwischen meinen Aufgaben, die ich nicht mehr erledigen konnte, für mich selbst keine Zeit mehr hatte. Der Stress mir Schlaf und Lebenslust, vielleicht sogar Lebensqualität geraubt hat. Genau da, da wusste ich es muss sich etwas ändern. Doch das mit dem ändern ist immer leichter gesagt als getan. Wer immer ja sagt der wird auch immer wieder gefragt. Und so hat die nächsten „Könntest-du-das-für-mich-erledigen“ – Situation nicht lange auf sich warten lassen. Fail! Und wieder ja gesagt.. Nach gefühlten hundert Anlaufversuchen mein erstes NEIN! Und von der Kollegin ein betretendes Schweigen. Wie nein? Aber.. du..sonst.. Kannst du nicht doch?
    Und nein ich kann nicht. Ich weiß nicht wer sich in dieser Situation schlechter gefühlt hat. Sie oder ich? Doch wenn ich jetzt darüber nachdeke war es der wichtigste Schritt in meinem Leben. Es war unendelich befreiend und es wird leichter. Nein zu sagen ist kein Verbrechen. Wenn man selbst auf der Strecke bleibt, um anderen zu gefallen – dann, genau dann ist der Zeitpunkt gekommen und das Leben beim Scjopf zu greifen und etwas zu ändern. Versucht auch ihr es. Erst ist es komisch und man wird betrachtet wie ein Lebewesen vom anderen Stern. Doch die Zeit und Ruhe, die mir jetzt zur Verfügung steht genieße ich in vollen Zügen.

  5. Caro sagt:

    Toller Post!
    Es ist wirklich oft schwer nein zu sagen.

    Liebe Grüße, Caro
    http://perfectionofglam.blogspot.de

  6. Vici sagt:

    Liebe Joana,
    ich finde diesen Beitrag echt super!
    Ich gehöre auch zu den Leuten, die nicht „Nein“ sagen können…
    Dieser Beitrag hat mich echt nachdenklich gemacht und echt Mut gemacht, es endlich mal zu schaffen! 😀
    Danke dafür!

    Liebe Grüße,
    Vici

  7. Laura sagt:

    Wahre Worte! Ich selbst bin jemand dem es schwer fällt jemandem abzuweisen. Also danke für die Tipps.

    PS: ich glaube da hat sich ein kleiner Schreibfehler eingeschlichen. Im Abschnitt vor dem Schlusswort steht seinen statt zeigen.

  8. Katharina sagt:

    Liebe Joana,
    sehr schöner Beitrag. Leider bin auch ich eine, die nicht „Nein“ sagen kann… aber deine Worte geben einem immer wieder Kraft!
    Das ist bei den anderen Beiträgen über Selbstfindung genau so…. dafür wollte ich einfach mal „Danke“ sagen, weil du mir in meinem Leben echt schon oft weiter geholfen hast!

    Liebe Grüße
    Katharina 🙂

  9. Sabrina sagt:

    Schön gesagt und wirklich wahr. Immer Ja zu sagen bedeutet, dass man sich immer mal wieder verstellen muss… Nichts, was auf die Dauer sinnvoll und gesund ist. Kann dazu auch das Buch „ich sagte ja und meinte nein“ empfehlen http://www.amazon.de/Ich-sagte-Ja-meinte-Nein/dp/3941837060 Das geht auch etwas tiefer ins Detail!

  10. Christin sagt:

    Super Beitrag!
    Das „Ja“ sagen kenne ich auch sehr sehr gut. Besonders seit dem ich eine neue Arbeitsstelle habe und meiner Chefin alles rechtmachen möchte. Ich sage mir immer wieder “ Das nächste mal sagst du nein“ und dann kommt sie wieder und wickelt mich um den Finger. Aber das nächste mal werde ich stark sein und Nein sagen 😀

  11. Melina sagt:

    Jaaaa, kann ich alles nur bestätigen! 🙂
    Besonders dieser Tipp ist wirklich Gold wert:

    „Es ist nicht schlimm zu sagen: Lass mich einen Moment drüber nachdenken, ich schaue mal, was bei mir noch so ansteht!“

    Das verhindert, dass man sich überrumpelt fühlt und es ist freundlich genug, um dem anderen zu zeigen, dass man erstmal schauen muss, wo man selbst gerade steht. 🙂

    Hattest du meinen Post zum Nein sagen auch schonmal gelesen? 🙂
    http://vanilla-mind.de/ich-kann-einfach-nicht-nein-sagen-3-tipps-die-helfen/

    Liebe Grüße!

  12. Celine sagt:

    Super Beitrag! Ich versuche oft auch immer alles unter einen Hut zubekommen – eben weil ich mal wieder JA gesagt habe. Da muss es nicht nur um Aufgaben gehen, sondern zum Beispiel auch um Treffen oder Veranstaltungen.. Aber ich habe schon gemerkt, wenn ich immer zu allem Ja sage, kann ich meine Zeit viel weniger genießen und bin eher gestresst. Es ist also wirklich mal an der Zeit freundlich Nein zu sagen (:
    Liebe Grüße,
    Celine von sur la lune

  13. Chrissi sagt:

    Danke Joana!!! Passt gerade genial zu meiner aktuellen Lebenssituation! Das Buch werde ich mir bestellen ❤️ Liebe Grüße Chrissi

  14. Anni sagt:

    Huhu Joana,

    ein schöner Beitrag! Ich habe das „Nein“-Sagen auch erst ganz langsam lernen müssen. Ich glaube, dass ist bei Natur-Ja-Sagern auch meistens ein langsamer und vor allem schmerzhafter Prozess, aber er ist wert.

    An alle Ja-Sager und Gefallen-Tuer, die das hier lesen – traut euch, das zu ändern! Auch wenn ihr immer wieder „rückfällig“ werdet – wenn ihr es geschafft habt, dann hat euer Leben wirklich an Qualität gewonnen!

    🙂 <3

  15. Estelle Nowack sagt:

    Toller Beitrag, leider ist das Buch relativ teuer, aber es lohnt sich?

  16. Katrin sagt:

    Das ist wirklich ein ganz toller und wichtiger Post. Allerdings muss man schon
    aufpassen in welchem Umfeld man sich bewegt. In manchen Unternehmen kommt ein „Nein“ gar nicht gut an. Aber man kann sich ja dann selber überlegen ob man da arbeiten möchte…

    VG
    Katrin

    businesswomandaily.com

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert